Bergtour 02:
Grödner Joch – Val Setus – Pisciadù Hütte – Mittagstal – Grödner Joch
Christoph Bauer, 01. Januar 2024
Ursprünglich wollte Michael mit uns nur den schwierigen Klettersteig am Val Setus zur Vorbereitung auf den dritten Tag begehen. Das Val Setus hat im August 2023 traurige Berühmtheit erlangt, dort wurde während eines schweren Unwetters ein ganzer Parkplatz mit Autos und Wohnmobilen von einer Mure weggerissen. Sogar die Tagesschau berichtete damals.
Herausfordernder Aufstieg
Es ging also kurz nach dem Morgengrauen hinauf über die Geröllrinne dieses Unglücks. Der Pfad war steil und auf dem losen Gestein war es wirklich mühselig da es wenig Halt für die Schuhe gab. Hier bewähren sich (Trailrunning-) Stöcke wirklich gut. Am besten man schaut hier immer nur bis zur nächsten Kehre, denn das steile und tief eingeschnittene Tal erscheint während des Aufstieges wirklich endlos. Die Hunde liefen gesichert hinter uns und ein geübter Bergführer wie Michael sorgt dafür, dass der Schritt, um Kräfte zu schonen, langsam, aber gleichmäßig ist. Ich muss schon sagen, dass was wir da sahen auf den ersten 550 Höhenmetern, das war schon wirklich alles sehr beeindruckend und durchaus auch respekteinflößend, denn der Klettersteig kam ja erst noch. Die Wege haben auf dieser Tour vielfach Schwierigkeit T3, jedoch an einigen Stellen auch T4.
Herausforderung: Der Klettersteig im Val Setus
Der Klettersteig war wirklich um einiges Anspruchsvoller, als das, was wir am Vortag an der Großen Cir Spitze gegangen waren, nun mit Schwierigkeit im Einstieg B, weiter oben A. Zwei Schlüsselstellen waren senkrecht bei einer Höhe von ca. 5-6 Metern mit Drahtbügeln im Felsen und es folgten jedoch auch einige längere flachere Passagen, die jedoch steil am Abgrund entlangführten. Wichtig ist es, die Drahtbügel mit der Hand oder dem Fuß so abzusichern, dass der Hund nicht mit einem Lauf hineingerät und sich die Schulter auskugelt. Der Hund muss also sicher daran vorbeigeführt werden. Michael ging die Passage zuerst mit Bernie und Glenny, dann führte er Leyfur hinauf und dann ging er die Passage mit mir und Luni. Ich denke, das war das bis dahin anspruchsvollste, was ich in den Bergen bisher mit Hund gemacht habe.
Klettersteig: Geschafft!
Luni kooperierte wirklich super und nach ca. 30 Minuten pro Passage im Klettersteig kamen wir auf die Anhöhe mit einem fantastischen Ausblick auf die Weite der Hochebene vor der Pisciadù Hütte, hinter der sich die Cima Pisciadù mit 2987 Metern majestätisch in den stahlblauen Himmel erhob.
Nach einer Rast in der Sonne auf der Terrasse der geschlossenen Pisciadù Hütte ging es nach kurzer Manöverkritik doch in Richtung Mittagstal, was ursprünglich gar nicht geplant war.
Konzentrierter Abstieg ins Mittagstal
Michael bereitete uns schon einmal darauf vor, dass der Abstieg ins Mittagstal ordentlich in sich habe. Nach einer weiteren Rast auf einer schönen Wiese kamen wir dann zum Klettersteig ins Mittagstal (Schwierigkeit A/B mit Seilversicherung sowie einigen Passagen Gehgelände). Michael stieg den Steig mit Bernie zuerst, holte dann Leyfur und dann waren Luni und ich an der Reihe. Jetzt war ich wirklich im Flow mit Luni. Mein Ausdauertraining, das Klettern und das viele Hundetraining, das ergab nun auf einmal als Gesamtpaket Sinn und es ging konzentriert, zügig und ohne viele Worte in die Tiefe, die Konzentration zu 100% in diesem Moment. Und Luni war einfach so großartig bei der Sache, das machte mich unfassbar glücklich. Einfach nur gigantisch.
Klettersteig im Mittagstal: Herausforderung gemeistert
Am Ende des Klettersteigs war Michael mit uns sichtlich zufrieden:
„Das ist der maximale Schwierigkeitsgrad dessen, was bei einer Tour mit Hund machbar ist.“
Die letzten Kilometer
Der weitere Abstieg über die Geröllhalden des schroffen Mittagstals, zurück zum Grödner Joch, war für mich dann doch nochmal körperlich anstrengend und ich muss sagen, dass so eine Tour auch psychisch durchaus fordernd ist.
Die kleine Luni hatte wirklich Höchstleistung vollbracht und ich war ganz gerührt, wie sie auch die letzten 2-3 km treu ihre letzten Kraftreserven aufbot.
Wohlverdiente Erholung – Ankunft und Ruhetag nach der Tour
Unterzuckert, nach fünf Stunden reiner Gehzeit, 7,5 Kilometern Wegstrecke und 865 Höhenmetern im Camp angekommen rettete mich Bernie mit ein paar Tortellini – ein Hoch auf den besten Trailbuddy. Die Hunde bekamen von Michel jeweils ein Rinderohr spendiert und das Helle zum Anstoßen für uns gab es natürlich auch noch dazu. Aufgrund der hohen physischen Anforderungen an die Hunde entschieden wir uns einvernehmlich für einen Pausentag am Folgetag.
Mehr Informationen
Bergführer Michael Dorn
Mehr über Michael Dorn und seinen Husky Leyfur erfährst du im Interview auf unserem YouTube-Kanal.
Sicherheit für Euch mit Hund am Berg
Bevor Ihr Touren im Absturzgelände – wie die hier beschriebenen Touren – geht, ist ein Kurs bei einer Hunde-Bergschule wirklich zwingende Voraussetzung aus meiner Sicht, denn nur dort lernt Ihr die richtige Führungstechnik für Euch mit Eurem Hund am Felsen.
Wenn Ihr Kontakt zu Michael Dorn möchtet, wendet Euch gerne an Simply Outside.